
Die Gruppe Vintage (Винтаж) entstand 2006 als unabhängiges kreatives Experiment zweier starker Künstler – Anna Pletnjowa und Aleksej Romanov. Beide verfügten bereits über Bühnenerfahrung, waren jedoch keine „Stars einer bestimmten Ära“:
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Anna war acht Jahre lang Sängerin der Popgruppe Licey,
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Aleksej arbeitete im Projekt „A-Mega“ und schrieb Musik für andere Künstler.
Sie trafen sich in einem Moment des kreativen Umbruchs. Die Idee, eine Band zu gründen, entstand nicht im Büro eines Produzenten, sondern spontan – als inneres Bedürfnis, Musik ohne Grenzen zu machen, aber mit Stil und Ästhetik: provokant, sinnlich, klug und musikalisch präzise.
Kurz darauf schloss sich die Tänzerin Mia an – flexibel, theatralisch, verantwortlich für den visuellen Stil der frühen Phase von Vintage.
Erste Phase: Provokation, Stil und Erfolg (2006–2009)
Bereits 2007 erscheint das Debütalbum „Kriminelle Liebe“ («Криминальная любовь») und definiert sofort den Sound des Projekts:
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ein musikalischer Mix aus Pop, Electro, Trip-Hop und Ethno-Elementen;
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Zitate aus Weltmusik und Filmkunst;
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starke visuelle Ästhetik und weibliche Sinnlichkeit – provokant, aber nicht vulgär.
Die Singles „Gomen Nasai“, „Vsego Khoroshego“, „9½ Wochen“ und „Mama Mia“ gelangen in die Charts, und die Musikvideos gehen viral – lange bevor es TikTok gab.
2008 sorgt Vintage für einen Durchbruch mit dem Song „Schlechtes Mädchen“ («Плохая девчонка») – einem gewagten Duett von Anna Pletnjowa und Schauspielerin Elena Korikowa. Die Band etabliert sich als „das mutigste und ästhetischste Pop-Projekt des Landes“. Sie treten im Fernsehen auf, erhalten Radioplay und Nominierungen bei Musikpreisen.
2009 gelingt der größte Erfolg mit dem Hit „Eva“ («Ева»). Der Song bleibt neun Wochen lang auf Platz 1 der Radiocharts und wird zur Hymne feiner Melancholie – Vintage wird endgültig zur Marke.
Album „SEX“ und Höhepunkt der Popularität (2009–2011)
Am 14. Oktober 2009 erscheint das zweite Album „SEX“.
Es ist nicht nur eine Sammlung von Singles, sondern ein Konzeptalbum über Liebe, Körperlichkeit, Spiritualität und Tabus. Musikalisch verbindet es Electro-Pop, Drum’n’Bass, orientalische Motive und symphonische Arrangements.
Das Projekt wird zu einem kulturellen Phänomen:
✔ Latex, Masken, Peitschen – theatrale Erotik ohne Vulgarität;
✔ provokative Texte, präsentiert mit Ironie und Intellekt;
✔ Auftritte wie kleine Theaterperformances.
Die Presse nennt sie „Fashion-Pop“ und „das russische Goldfrapp“.
2010–2011 erscheint das Album „Anechka“ («Анечка»), lyrischer und intimer, mit Songs wie „Roman“ und „Mama Amerika“. Zu dieser Zeit ersetzt Svetlana Ivanova die ursprüngliche Tänzerin Mia und bringt einen neuen Bühnenstil ein.
Neue Phase: Reife, Wandel und Experimente (2012–2015)
Nach dem frühen Erfolg bleibt Vintage nicht stehen, sondern entwickelt sich weiter.
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2012–2013 – große Tourneen, TV-Auftritte, Musikpreise, Soundtracks.
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Die Musik wird filmischer, mit mehr Akustik und Retro-Elementen.
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Es erscheinen Songs wie „Derevya“ (Bäume), „Ich glaube an die Liebe“, „Mikki“, „Sexy Dvizh“, „Zeichen des Wassermanns“.
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Der ursprüngliche Kern beginnt sich aufzulösen – erstmals verändert sich Vintage von innen.
2014 bekommt Anna Pletnjowa ihr drittes Kind. Es gibt keinen Konflikt, aber das Tempo verlangsamt sich. Aleksej Romanov konzentriert sich zunehmend aufs Songwriting für andere Künstler.
Pause und Besetzungswechsel (2016–2017)
2016 folgt eine unerwartete Wendung: Pletnjowa und Romanov kündigen eine Pause an. Der Name Vintage bleibt, doch das Line-up wechselt vollständig.
Auf der Bühne steht nun ein weibliches Trio/Quartett:
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Jewgenija Polikarpowa
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Anastasia Kreskina
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Anna Korniljewa
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später – Anastasia Kazaku
Musikalisch bleibt der Stil erkennbar: alte Hits werden gespielt, neue Songs wie „Nam s Toboi“ und „Kogda Rjadom Ty“ erscheinen. Doch ohne Annas Charisma und Romanovs Handschrift verliert die Band an Tiefe und Provokationskraft.
Rückkehr der Originalbesetzung (2018)
2018 passiert das, worauf Fans gewartet haben – Anna Pletnjowa und Aleksej Romanov kehren zurück.
Sie veröffentlichen neue Versionen ihrer Hits, bringen Singles wie „Frisches Wasser“, „Gold“, „Höher“ heraus und ergänzen ihre Live-Shows mit Gitarren, elektronischer Percussion und einer Tanzcrew.
Dieses Comeback ist kein „Retro“, sondern eine erwachsene Version von Vintage: musikalischer, doch weiterhin sinnlich, stilvoll und intellektuell.
Vintage 2020–2025: neue Ästhetik und Aktualität
In den 2020ern verschwindet Vintage nicht, sondern passt sich an:
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sie treten auf Festivals, privaten Events und Open-Air-Bühnen auf;
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veröffentlichen Singles wie „Mädchen aus der Vergangenheit“, „Mein Ozean“, „Malediven“, „Nieder“, „Kosmos“;
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nutzen TikTok, integrieren Retro-Synths, 80er-Wellen, Neo-Disco;
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arbeiten mit DJs und elektronischen Produzenten zusammen;
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während Anna Pletnjowa ihre Solokarriere vorantreibt, bleibt Vintage ein aktives Live-Projekt.
2024–2025 entstehen neue Konzertprogramme: akustische Versionen bekannter Songs, Live-Gitarren, Bläser, Background-Vocals. Die Musik von Vintage ist nicht nur auf Pop-Radio zu hören, sondern auch auf Retro-, Lounge- und Fashion-Events.
Interessante Fakten
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Der Name „Vintage“ bedeutet nicht „alt“, sondern „gereift wie guter Wein“ – Stil und Qualität.
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Pletnjowa und Romanov lernten sich nach einem kleinen Autounfall kennen.
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„Schlechtes Mädchen“ war das erste russische Musikvideo, das als Kunst-Performance diskutiert wurde.
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Im Song „Eva“ ist die Geschichte des Rückzugs von Sängerin Eva Polna verschlüsselt.
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Anna Pletnjowa hat eine klassische Gesangsausbildung und ein Diplom als Musikpädagogin.
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Einige Clips wurden in Studios gedreht, die exklusiv für ein einziges Video gebaut wurden (z. B. „Mama Amerika“).
Heute ist Vintage nicht nur eine Popgruppe, sondern ein seltenes Beispiel für ein Projekt, das alle Wellen musikalischer Trends überstanden und dennoch seine Aktualität bewahrt hat. Ihre Songs laufen weiterhin im Radio, auf Konzerten und in Playlists. Der Name steht für Sinnlichkeit, künstlerischen Stil und hohen musikalischen Anspruch. Vintage beweist: Stil und Authentizität sind stärker als Trends — Musik mit Seele altert nicht.