
Alec Empire (Alexander Richard Eichelberger, geboren am 2. Mai 1972 in West-Berlin) ist ein deutscher elektronischer Musiker, Produzent, DJ, Komponist und Innovator, der vor allem als Gründer des Labels Digital Hardcore Recordings (DHR) und als Schöpfer der revolutionären Gruppe Atari Teenage Riot bekannt wurde.
Er gilt als einer der Architekten des Genres digital hardcore – einer radikalen Mischung aus Hardcore-Techno, Punk, Noise, Breakbeat, Drum’n’Bass und Industrial-Musik. Sein Werk beeinflusste die extremen elektronischen Szenen in Europa, Japan und den USA.
Frühe Jahre und Entwicklung
Alec Empire wuchs im Berlin der 1970er–80er Jahre auf – einer Stadt, geteilt durch die Mauer, geprägt von Punkkultur, politischer Aktivität und alternativer Musik.
Schon als Jugendlicher:
- war er aktiver Teilnehmer der Punk- und Hardcore-Szene
- spielte in Bands und experimentierte mit Kassettenrekordern
- begeisterte sich für Kraftwerk, The Clash, frühen Hip-Hop und Industrial
Bereits mit 15–16 Jahren trat er als DJ auf, und Anfang der 1990er produzierte er Dance-Elektronik, Techno und Hardcore unter verschiedenen Pseudonymen.
Karrierebeginn und erste Verträge
Zu Beginn der 1990er unterschrieb Alec Empire einen Vertrag bei Force Inc. Music Works, wo er aktiv Techno, Breakbeat und experimentelle Elektronik veröffentlichte.
In dieser Zeit entstanden seine ersten kultigen Releases:
- SuEcide (1992)
- Generation Star Wars (1994)
Er fiel schnell durch seine Radikalität und Politisierung auf – was bald zur Entstehung seines Hauptprojekts führte.
Atari Teenage Riot und die Geburt von Digital Hardcore (1992–2000)
1992 gründeten Alec Empire, Carl Crack und Hanin Elias die Gruppe Atari Teenage Riot (ATR). Die Band wurde das weltweit erste Projekt, das vereinte:
- Punk
- Hardcore
- Breakbeat
- Noise
- Speedcore
- politische Texte
- DIY-Ästhetik
ATR wurden schnell zur „Stimme des Berliner Protests“ und traten gegen Rassismus, Polizeigewalt, Kapitalismus und digitale Kontrolle auf.
1994 gründete Alec sein eigenes Label – Digital Hardcore Recordings (DHR), das zum Zentrum des gleichnamigen Genres wurde.
Bis 1998 erreichte ATR internationale Bekanntheit und unterschrieb einen Vertrag bei Grand Royal (Beastie Boys) in den USA.
Solo-Karriere von Alec Empire
Neben ATR veröffentlichte Alec Empire zahlreiche Soloarbeiten – von purem Noise bis hin zu atmosphärischem IDM und filmischen Soundtracks.
Zu seinen wichtigsten Soloalben gehören:
- Low On Ice (1995) – experimenteller Ambient/Noise
- The Destroyer (1996) – aggressiver Hardcore-Techno
- Squeeze the Trigger (1997) – Compilation früher Werke
- Intelligence and Sacrifice (2001) – eines seiner bedeutendsten Alben
Intelligence and Sacrifice brachte ihm internationale Anerkennung als Solo-Künstler und kombinierte Digital Hardcore, Noise, Elektronik und Dark Ambient.
Soundtracks und Produktion
Alec Empire schrieb Musik für:
- den Film „The Matrix Reloaded“ (ein ATR-Track wurde im Spiel Enter the Matrix verwendet)
- Dokumentarfilme
- independent Filmprojekte
- Videospiele
Er produzierte und remixte außerdem für:
- Slayer
- Nine Inch Nails
- Primal Scream
- Björk
- Sonic Youth
- Mogwai
Rückkehr von ATR und Gegenwart
In den 2010er Jahren belebte Alec Empire Atari Teenage Riot mit neuer Besetzung und neuen Alben wieder.
Er tritt weiterhin aktiv auf und experimentiert mit Modularsynthese, Noise-Architektur und digitalen Technologien.
Alec bleibt außerdem ein aktives Mitglied der DIY-Kultur und politischer Kunst.
Stil und Einfluss
Sein Einfluss zeigt sich in den Werken von:
- Nine Inch Nails
- The Prodigy (extreme Phase)
- Crystal Castles
- Death Grips
- Machine Girl
- Igorrr
- Atari Teenage Riot bleiben eine der bedeutendsten Underground-Gruppen der 1990er–2000er Jahre.
Diskografie von Alec Empire
Studioalben
- 1992 – Limited Editions 1990–1994
- 1994 – Generation Star Wars
- 1995 – Low On Ice (The Iceland Sessions)
- 1996 – The Destroyer
- 1996 – Hypermodern Jazz 2000.5
- 1997 – Les Étoiles des Filles Mortes
- 2001 – Intelligence and Sacrifice
- 2002 – Alec Empire vs. Elvis Presley
- 2003 – The Golden Foretaste of Heaven
- 2011 – The Void
- 2019 – Volt (Soundtrack)
Kompilationen
- 1997 – Squeeze the Trigger
- 1999 – Miss Black America
- 2002 – Death Favours the Enemy: Remixes and Rarities
EPs und Mini-Alben
- 1993 – SuEcide
- 1994 – Limited Editions
- 1995 – Tokyo
- 1996 – Bass Terror
Mit Atari Teenage Riot (Schlüsselalben)
- Delete Yourself! (1995)
- The Future of War (1997)
- 60 Second Wipe Out (1999)
- Is This Hyperreal? (2011)
- Reset (2014)
Alec Empire ist ein Künstler, der niemals nach Regeln gearbeitet hat. Er erschuf ein eigenes Genre, gründete ein Label, prägte eine ganze Welle digitalen Hardcores und inspirierte Generationen von Musikern, die an der Grenze zwischen Noise, Protest und Elektronik arbeiten. Sein Schaffen ist ein kulturelles Manifest des Informationszeitalters, in dem Ausdrucksfreiheit und der Verzicht auf kommerzielle Kompromisse an erster Stelle stehen. Alec Empire bleibt eine der einflussreichsten Figuren der europäischen Underground-Szene und wirkt weiterhin stark auf die moderne elektronische Musik ein.