
Alexander Wassiljewitsch Nowikow (geb. 31. Oktober 1953, Siedlung Burewestnik, Insel Iturup, Kurilen) ist ein sowjetischer und russischer Sänger, Dichter, Barde, Komponist und Liedermacher im Genre des Großstadtromans und des Schansons sowie künstlerischer Leiter des Uraler Staatlichen Estradatheaters.
Preisträger der Auszeichnung „Ovation“ (1995), mehrfacher Preisträger von „Schanson des Jahres“ (2002–2019) und Laureat des internationalen Literaturpreises im Namen von Sergej Jessenin.
Kinder- und Jugendjahre
Alexander Nowikow wurde auf der Insel Iturup in einer Familie eines Militärpiloten und einer Hausfrau geboren.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte er auf Sachalin, später in:
- der lettischen Siedlung Vainode,
- der Stadt Frunse (heute Bischkek), wo er etwa zehn Jahre lebte,
- seit 1969 — in der Stadt Swerdlowsk (Jekaterinburg).
Er war ein schlechter Schüler und wurde aus den Pionieren ausgeschlossen. Bereits im Jugendalter zeigte er unabhängige, systemkritische Ansichten.
Er trainierte Boxen und Sambo.
Sein Interesse an Musik entstand 1967 nach dem Film „Vertikal“ mit Liedern von Wladimir Wyssozki.
Erste Schritte in der Musik
Als Student des UPI trat er im Hochschul-VIA „Polymer“ auf, aus dem er wegen der Aufführung eines Liedes von The Beatles ausgeschlossen wurde.
1971 erhielt er eine Bewährungsstrafe wegen einer Schlägerei in einem Restaurant und wurde anschließend zur „Chemie“ — Zwangsarbeit auf einer Baustelle — nach Nischni Tagil geschickt.
Ende der 1970er Jahre arbeitete er etwa vier Jahre lang als Musiker und Sänger in einem Restaurant und eröffnete anschließend seine eigene Werkstatt und ein Tonstudio, in dem er:
- Rocksongs aufnahm,
- Ausrüstung für Kulturhäuser und Kinos entwickelte und reparierte,
- mit späteren Mitgliedern der Gruppen „Tschaif“, „Agata Kristi“ und Nautilus Pompilius zusammenarbeitete.
Rock-Periode
1980 gründete er die Band „Rock-Polygon“, die in den Stilen Rock’n’Roll, Reggae, New Wave, Hard Rock, Punk und psychedelischer Rock arbeitete.
Die Band nahm zwei Magnetalben auf — 1983 und 1984.
1981 gründete Nowikow das unabhängige Tonstudio „Nowik-Records“, das zu einer bedeutenden Produktionsstätte in Swerdlowsk wurde.
„Wesi mjenja, iswoschtschik“ — Durchbruch
Am 3. Mai 1984 nahm er das Album „Wesi mjenja, iswoschtschik“ auf, das sich in Magnetkopien im gesamten Land verbreitete und enorme Popularität erlangte.
Verhaftung (1984–1990)
Am 5. Oktober 1984 wurde Nowikow verhaftet.
1985 verurteilte ihn das Gericht zu 10 Jahren Haft gemäß Artikel 93-1 des Strafgesetzbuchs der RSFSR — „Herstellung und Verkauf gefälschter elektromagnetischer Geräte“.
In Interviews erklärte Nowikow, dass der wahre Grund das Album „Wesi mjenja, iswoschtschik“ gewesen sei, da das Verfahren mit dem Dokument „Expertise über die Lieder von Alexander Nowikow“ begann, in dem die Texte kritisiert wurden.
Während der Haft schrieb er einen Großteil seiner Gedichte sowie die Fabel „Komarilja“.
Freilassung und Rehabilitierung
1990 wurde er durch einen Erlass des Obersten Sowjets der RSFSR freigelassen.
1992 hob das Oberste Gericht der Russischen Föderation das Urteil vollständig auf wegen fehlender Tatbestandsmerkmale.
Rückkehr auf die Bühne
Nach der Freilassung nahm Nowikow die Alben auf:
- „In Jekaterinburg“
- „Das Halsband von Magadan“
Im Mai 1990 fanden die ersten Konzerte nach der Rückkehr statt.
Seit Ende 1990 — Tourneen durch die UdSSR, Anfang 1991 — erste Konzerte in Moskau im Estradentheater.
Gesellschaftliches Engagement
- spendete Einnahmen eines Konzerts für den Bau der Kirche auf dem Blut
- finanzierte und gestaltete Glocken für das Kloster Ganina Jama
- war in den 1990er Jahren Eigentümer mehrerer Unternehmen: Geschäfte, Kolchos, Transportunternehmen, Fluggesellschaft, Werk für Faserplatten
- trat 1991 öffentlich gegen das GKChP auf
Produzententätigkeit
Von 1993 an war er vier Jahre lang Produzent der Sängerin Natalja Sturm und schuf für sie das Material zweier Alben, darunter den Hit „Schulroman“.
Fernsehen und Film
- Regisseur des Films „Oh, dieser Faryan!“ (zusammen mit Kirill Kotelnikow)
- Autor mehrerer Videoclips, darunter der seltene Clip „Schansonjetka“ (1993)
- Teilnehmer zahlreicher TV-Projekte
- seit 2014 — Jurymitglied der TV-Show „Drei Akkorde“
Vorwurf 2016 und Rehabilitierung
Im Dezember 2016 wurde Nowikow im Rahmen des Falls „Bucht Queens“ des Betrugs (Art. 159 Abs. 4 StGB RF) beschuldigt und unter Hausarrest gestellt. 2019 wurde das Verfahren mangels Tatbestand eingestellt. 2020 erhielt er eine Entschädigung für die rechtswidrige Strafverfolgung.
Gegenwart
- künstlerischer Leiter des Uraler Staatlichen Estradatheaters (seit 2010)
- aktive Konzerttätigkeit
- Veröffentlichung neuer Alben (darunter „Brief von Hand“, 2024)
- 2023 erhielt er den Titel Ehrenbürger von Jekaterinburg
2022 unterstützte er öffentlich die russische Invasion in die Ukraine.
Diskografie
Magnetalben
1983 — Rock-Polygon
1983 — Wesi mjenja, iswoschtschik (erste Version, langsames Tempo)
1984 — Rock-Polygon II
1984 — Wesi mjenja, iswoschtschik (18 Lieder)
1990 — Zweites Konzert nach der Freilassung
1990 — Ich bin in Jekaterinburg
1990 — Das Halsband von Magadan
Vinyl
1991 — Wesi mjenja, iswoschtschik
1993 — Das Halsband von Magadan
1993 — Im Provinzrestaurant
1993 — Großstadtroman
Studioalben
1991 — Wesi mjenja, iswoschtschik
1993 — Das Halsband von Magadan
1994 — Wesi mjenja, iswoschtschik (Originalaufnahme 1984)
1995 — Großstadtroman
1995 — Schansonjetka
1996 — Mit einer Schönen im Arm
1996 — Im Provinzrestaurant
1997 — Aufzeichnungen eines kriminellen Barden
1997 — Sergej Jessenin
1999 — Burlak
2000 — Die Wand
2000 — Die Schönäugige
2002 — Kraniche über dem Lager
2003 — Der Echte
2005 — Amurs Prahlereien
2007 — Luali
2008 — Ich erinnere mich, Geliebte…
2010 — Ananas im Champagner
2012 — Trenn dich von ihr
2013 — Das Yo-Album
2016 — Der Kriminelle
2018 — Das Mädchen-Feuer
2021 — Der Weichensteller
2021 — Die Bombe
2024 — Brief von Hand
Bücher
2001 — Wesi mjenja, iswoschtschik…
2002 — Der Glockenturm
2011 — Die Straßen-Schönheit
2012 — Symphonien des Hofes
2012 — Aufzeichnungen eines kriminellen Barden
2016 — Aufzeichnungen eines kriminellen Barden (Neuauflage)
2018 — Gedichte. Lieder
Alexander Nowikow nimmt einen bedeutenden Platz in der modernen russischen Musikkultur ein — als Autor und Interpret, dessen Werk ein breites Spektrum an Genres umfasst: vom Großstadtroman und Liedermachertum bis hin zu Estraden- und Theaterprojekten. Seine Biografie enthält schwierige und widersprüchliche Etappen, die jedoch seinen künstlerischen Stil entscheidend geprägt haben. Nach der Rehabilitierung Anfang der 1990er Jahre setzte Nowikow seine aktive Konzertkarriere fort, veröffentlichte Studio- und Live-Alben, engagierte sich in kulturellen und wohltätigen Projekten und übernahm eine leitende Position am Uraler Staatlichen Estradatheater.
Trotz widersprüchlicher Bewertungen von Kritikern und Publikum bleibt Nowikow einer der bekanntesten Vertreter des Genres des Großstadtromans und der Autorenlieder. Sein langfristiger Beitrag zum kulturellen Leben des Urals und Russlands festigte seine Rolle als herausragende Persönlichkeit der nationalen Musikszene.